Jigoro Kano         


1860 Kano wird am 28. Oktober in Mikage (bei Kobe) geboren
1871 Kanos Familie zieht nach Tokio
1881 Kano macht an der "Tokio Imperial University" seinen Abschluss
in Literatur, Politik und Volkswirtschaft
1882 Kano gründet das Kodokan
1909 Kano wurde erstes japanisches Mitglied des IOC
1922 Kano besucht die Jujutsu-Schule Erich Rahn's in Deutschland
1928 Kano besucht als Mitglied des IOC die Olympischen Spiele in Amsterdam
1938 Kano stirbt am 4. Mai auf See an einer Lungenentzündung


Jigoro Kano, der Vater des modernen Judo, wurde im Jahre 1860 in dem kleinen, am Meer gelegenen Städtchen Mikage, unweit von Kobe, geboren. Als Abkömmling eines armen Samurai-Clans zeigte er schon frühzeitig eine Neigung zu den Humanwissenschaften. Er war arbeitsam und beharrlich.
Nach der Meiji-Revolution zog seine Familie im Jahre 1871 nach Tokio. Kano, der eine Mittelschule absolviert hatte, begann an der Kaiserlichen Universität in Tokio zu studieren. Der Entschluss, sich dem Jujutsu zu widmen, kam ihm erst im Alter von 18 Jahren, in einem Alter also, das für die Aufnahme des Trainings in irgendeiner Sportart schon recht hoch ist. Trotzdem verstand es Kano, der keineswegs über ideale körperliche Voraussetzungen verfügte, in kurzer Zeit die schwierige Technik der Griffe und Würfe zu erlernen.
Die Grundlage der Meisterschaft eignete sich Kano bei einem zwar nicht schlechten, aber doch recht mittelmäßigen Lehrer namens Yagi Teinosuke an. Später setzte er seine Studien bei so anerkannten Autoritäten wie Fukuda Hachinosuke und Iso Masatomo aus der Schule Tenshin shinyoryu, sowie auch bei Ikubo Tsunetoshi aus der Schule Kitoryu fort.
Nach Abschluss seines Universitätsstudiums trat Kano in die Hochschule für Adlige ein, eine privilegierte Lehranstalt, die den Zugang zu den wichtigen Staatsämtern öffnete. Trotz allem aber siegte in ihm die Liebe zu den Kampfkünsten. Er suchte ein Prinzip, das sowohl bei den Wurftechniken als auch bei den Schlagtechniken gilt. Als all' den Techniken zu Grunde liegendes Prinzip formulierte Kano 'den effizientesten Gebrauch der physischen und psychischen Energie'. Kano untersuchte alle ihm bekannten Jujutsu-Techniken auf Einhaltung dieses Prinzips. Die Techniken die nicht diesem Prinzip gehorchten verwarf er und ersetzte sie durch Techniken die dem entsprachen. Die Gesamtheit dieser Techniken fasste Kano unter dem Begriff Judo zusammen. Der Begriff Judo ist keine Erfindung von Kano, er wurde bereits in der Tokgawa-Epoche verwendet und bezeichnete den Stil einiger der vielen Jujutsu-Schulen. Kano wählte den Begriff Judo um diesen Stil von dem klassischen Jujutsu zu unterscheiden.

Das Kodokan ("die Schule um den Weg zu studieren") , Kano's eigene Sportschule an der er Judo lehrte, eröffnete der junge Adlige im Jahre 1882 am Eisho-Schrein in Tokio. Diese Schule wird heute von Kano`s Enkel, Yukimitsu Kano geleitet. Als das Kodokan gegründet wurde, bestand das Dojo, der Trainingsraum, nur aus einer Mattenfläche mit einer Größe von etwa vier mal sechs Metern; im ersten Jahr hatte Kano nur neun Schüler.

Eisho Schrein in Tokio

Nach dem glänzenden Sieg Entscheidungskampf der Kaiserlichen Polizeiverwaltung im Jahre 1886 wurde Judo bei der Polizei und in der Armee eingeführt. Einige Jahre später wurde es in das Programm der Mittel- und Oberschulen aufgenommen. Der technische Komplex des Kodokan war im Jahre 1887 fertig ausgearbeitet und ist in den letzten Jahrzehnten unverändert geblieben.
Doch über die Theorie des Judo und insbesondere über die moralisch-ethischen Probleme beim Studium der Kampfkünste hat Kano seine Arbeiten noch viele Jahre lang fortgesetzt.

Kano war der erste der modernen Meister der Kampfkünste in Japan, der auf seine Disziplin den Begriff Do (Weg oder Hauptprinzip ) anwandte im Gegensatz zu dem früheren Jutsu (Kunst, Meisterschaft ). Das Budo ist eine Erfindung des 20. Jahrhunderts, jedoch keine völlig neue Variante der klassischen Kampfkünste. Hier drängt sich das allgemein bekannte Paradoxon : "Das Neue ist nur das gut vergessene Alte" auf. In der Tat existiert der Begriff Do als das oberste Prinzip, der "Weg" des Folgens, seit uralten Zeiten im religiös-philosophischen Denken des Fernen Ostens.

1922 besuchte Kano die Jujutsu-Schule Erich Rahn's in Deutschland und 1928 als Mitglied des IOC die Olympischen Spiele in Amsterdam.1938 nimmt Kano an der IOC-Sitzung in Kairo teil und schlägt dort Tokio als Austragungsort der 12.Olympischen Spiele vor. Auf der Rückreise stirbt Kano am 4. Mai auf See an einer Lungenentzündung.